Grillen an Bord
Das Grillen zum Abschluss eines tollen Segeltages im Sommer gehört einfach dazu. Umso kontroverser sind die Diskussionen um den richtigen Grill an Bord. Grillen auf dem eigenen Schiff scheidet prinzipiell aus, da die Hitzeentwicklung und Rauchbelästigung für den Nachbarlieger einfach zu groß sind. Spezielle Grills für den Heckkorb sind in Häfen ungern gesehen.
Allerdings sieht man in den Häfen auch immer öfter Crews, die gelassen auf ihren Schiffen grillen. Noch vor einigen Jahren war der bekannte Cobb-Grill das einzige Modell, das vollkommen bordtauglich war. Mittlerweile sind ein paar Alternativen hinzugekommen wie beispielsweise der Lotus-Grill. Das wichtigste Kriterium der bordtauglichen Grills: sie dürfen außen nicht heiß werden, um geschmolzenes GFK oder verschmortes Teak zu vermeiden. Alle Modelle dieser Art basieren auf einem doppelwandigen System mit einer Brennkammer in der Mitte, einem reflektierenden Abtropfbecken, einer Isolierschicht aus Luft und der Außenhülle – ähnlich einer Isolierkanne. Die Außenhülle erwärmt sich so kaum, während im Inneren mehrere hundert Grad wüten. Dennoch sollte man an Bord etwas aufpassen und eine entsprechende feuerfeste Unterlage benutzen. Im LotusGrill sind zusätzlich vier Batterien mit einem Lüfter verbaut, der in der Kohlekammer einen Kamineffekt entstehen lässt und die Kohlen in Rekordzeit zum Glühen bringt. Ein weiteres Sicherheits-Plus ist der verriegelbare Grillrost. Selbst wenn der Grill an Bord umfallen sollte, können die glühenden Kohlen nicht aus dem Behälter fallen. Bei dem Cobb besteht die Möglichkeit, dass die Kohlen herausfallen, sollte der Grill umkippen.

Während des Zündens rauchen und brennen die Kohlen relativ stark. Segelgarderobe und Persenninge sollten außer Reichweite sein. Da die Rauchentwicklung anschließend gegen Null tendiert, können die Grills auch auf dem Cockpittisch stehen. Ohne Deckel sind Fettspritzer aber nicht zu vermeiden. Wir stellten fest, dass Wind die Hitzeleistung ohne Deckel stark mindert. Die Hitze wird einfach „weggeweht“, da kein vollwertiger Windschutz integriert ist. Die Hitze entwickelt sich unter der Haube wesentlich besser, das Fett spritzt nicht auf das Teak, das Fleisch wird nicht knochentrocken, und es ist sogar möglich, ein ganzes Hähnchen krossbraun zu brutzeln. Echte Hardcore-Griller können morgens auch den Grill anwerfen und sich ihr eigenes Brot backen oder mit der passenden Grillplatte ihre Spiegeleier braten.

In die Abtropfrinne des Cobb können aromareiche Flüssigkeiten wie beispielsweise Bier oder Wasser mit Kräutern zugegeben werden. Das Fleisch wird nicht nur saftiger, sondern nimmt auch den Geschmack an. Sogar Räucherchips können eingestreut werden, um dem Grillgut einen rauchigen Geschmack zu verleihen. Außerdem vergehen vom Anheizen bis zur ersten Wurst auf dem Rost keine fünf Minuten.
Welche Kohle?
Die Spezialkohle für den Cobb benötigt eine hohe Aktivierungsenergie, bevor die Brandbeschleuniger in der Kohle zünden. Gerade wenn die Kohle über den Winter Feuchtigkeit gezogen hat, kann es schwer werden, den kompakten Block zu entzünden. Ein normales Streichholz reicht oft nicht aus. Will man die Kohle mit einem Feuerzeug entzünden, ist ein Stabfeuerzeug besser geeignet als ein normales. Als Alternative können die Grills auch mit normalen Kohlebriketts oder Holzkohle befeuert werden – es dauert dann etwas länger. Bei dem LotusGrill sollte nur Holzkohle verwendet werden.
Die Entsorgung der Kohle kann rein theoretisch unbedenklich im Wasser geschehen, da es sich um reinen Kohlenstoff handelt, der das Gewässer nicht belastet. Dennoch ist es besser, die Kohle komplett ausglühen zu lassen und im normalen Hausmüll zu entsorgen.
Der Cobb

Der Cobb-Grill setzt noch immer Maßstäbe. Die Kohlebriketts liegen in einer kleinen Schale auf einem Podest in einer doppelwandigen Edelstahlschüssel. Sie wird durch eine Außenschale an Ort und Stelle gehalten und wird maximal handwarm. So kann der Cobb nicht nur an Deck gestellt werden, sondern lässt sich auch in die Hand nehmen und versetzen, wenn es nötig ist. Der Deckel hält die Hitze und sorgt dafür, dass das Grillgut nicht austrocknet. Mit einem kleinen Distanzstück (optional erhältlich) lässt sich ein ganzes Hähnchen unter der Haube platzieren. Im Paket enthalten ist eine Grillplatte, die für ganz gute Ergebnisse sorgt und verhindert, dass Fett in die Kohle tropfen kann. Wer lieber auf einem Rost grillt, muss diesen kaufen. Zusätzlich wird reichlich Zubehör wie beispielsweise eine Wokpfanne für den Cobb angeboten.
Pro
- Solide Konstruktion
- Schnell grillbereit
- Viel Zubehör
- Gute Hitzeverteilung unter dem Deckel
Contra
- Grillplatte anstatt Rost
- Deckel kann schlecht verstaut werden
Lotus-Grill

Der Lotus-Grill ist ebenfalls doppelwandig aufgebaut, sodass er an der Außenseite keine Hitze entwickelt. Er funktioniert aber nach einem anderen Prinzip als der Cobb. Die Holzkohle wird in einen zylinderförmigen Korb aus Stahlgeflecht gefüllt und in der Mitte des Grill platziert. Eine Brennpaste entzündet die Kohle. Ein kleiner Elektrolüfter im Boden des Grills saugt von außen Luft an und leitet sie in den Korb. Es entsteht ein Luftzug, der die Kohlen in wenigen Minuten zum Glühen bringt. Die Stärke des Lüfters kann eingestellt werden, um die Hitze etwas regulieren zu können. Die Hitzeverteilung ist nicht ideal. In der Mitte bildet sich ein Hotspot, während die Temperatur an den Außenseiten schnell nachlässt. Zum indirekten Grillen aber ein Vorteil. Als Zubehör lässt sich der Lotus-Grill mit einer Haube ausstatten. Sie sollte unbedingt gekauft werden!
Pro
- Kohlen schnell auf Temperatur
- Hitze kann reguliert werden
- Solide Konstruktion
Contra
- Deckel nur optional erhältlich
- Es kann zu Funkenflug kommen
- Hitzeverteilung