Förderung für aufstrebende Seglerinnen

Seglerinnen aus Ländern, in denen Segeln nicht so sehr auf der Agenda steht, bekommen die Chance, bei den olympischen Spielen starten zu können. Nicht in Form einer Wildcard – sondern vielmehr durch die Unterstützung des Emerging Nations Program des Weltsegelverbandes. So können sie bei Events mitsegeln, was ihnen aus finanzieller oder struktureller Sicht ansonsten nicht […]

Seglerinnen aus Ländern, in denen Segeln nicht so sehr auf der Agenda steht, bekommen die Chance, bei den olympischen Spielen starten zu können. Nicht in Form einer Wildcard – sondern vielmehr durch die Unterstützung des Emerging Nations Program des Weltsegelverbandes. So können sie bei Events mitsegeln, was ihnen aus finanzieller oder struktureller Sicht ansonsten nicht möglich wäre. So auch bei der Kieler Woche.

Mariela Nikolova kommt aus Bulgarien, Deisy Nhaquile aus Mosambik. Beide erfüllen die Kriterien, um die Förderung für Seglerinnen aus Schwellenländern zu erhalten und sind zur Kieler Woche angereist. Die Laser-Seglerinnen starten zunächst in der Laser open Klasse, dann im zweiten Teil der olympischen Klassen im Feld der Laser Radial.

„Die Seglerinnen sind Teil eines länger laufenden Programms, das es Seglern aus Schwellenländern, insbesondere Athletinnen, ermöglichen soll, einen strukturierten Entwicklungspfad von der Jugend bis zum Olympiastatus zu finden“, fasst Rob Holden vom Weltsegelverband zusammen. „Mit der Förderung wird es möglich, dass sie es zu den olympischen Spielen schaffen können“, sagt Nadine Stegenwalner, Vizepräsidentin des Weltsegelverbandes. „Es ist keine Rundumfinanzierung und kein sicherer Startplatz bei den Spielen“, so Stegenwalner. Das Ziel sei es, die allgemeine Beteiligung an Großveranstaltungen zu erhöhen. Dies beinhaltet sowohl eine höhere Beteiligung von Frauen als auch, dass mit dieser Maßnahme die Leistungslücke bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio verringert werden soll. „Die Segler kommen daher aus Nationen, die unter die World Sailing Definition einer aufstrebenden Nation fallen“, erklärt Rob Holden, der die Seglerinnen im Programm betreut.

Um als aufstrebende Nation aus Sicht von World Sailing zu gelten, werden eine Reihe von Faktoren berücksichtigt. „Dazu gehören die im Land vorhandenen formalen Coaching- und Trainingsstrukturen, die Qualifikation für die Olympischen Spiele (dies umfasst derzeit London 2012 und Rio 2016) sowie eine dreiseitige Einladungen zur Teilnahme an den Olympischen Spielen“, führt Rob Holden aus. Bulgarien und Mosambik erfüllen diese Kriterien. „Während Bulgarien und Mosambik beide über gute Segelstrukturen verfügen, haben sie kein Programm für Hochleistungssportler entwickelt, und es gibt nur sehr wenig andere – wenn überhaupt – hochkarätige Segler, die es ihnen schwer machen, einen Olympiastandard zu erreichen und zu halten.“ Zudem könne die Finanzierung schwierig sein, insbesondere bei den Kosten für hochwertige Trainer und Ausrüstung, sowie die Reisekosten für Events. „Indem sie also Teil einer Gruppe sind, die Unterstützung erhält, versucht World Sailing, so diese Barrieren zu verringern oder zu beseitigen.“

Nicht nur das Land, sondern auch die Seglerinnen müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um gefördert zu werden. „Die Seglerinnen haben gezeigt, dass sie das Wettbewerbsniveau haben, um auf dem Elitelevel zu konkurrieren, aber oft nicht über die Mittel oder Unterstützung verfügen, um regelmäßig an diesen Events teilzunehmen“, erklärt Rob Holden. Meist sei ein weiteres Problem, dass sie nicht als Vollzeit-Sportler trainieren können. „Sowohl Mariela als auch Deisy schlossen sich 2016 den Programmen der Youth Emerging Nations an und sind nun auf dem Senior-Pfad.“

Seit 2018 erhielten die Seglerinnen Unterstützung für die Teilnahme an unterschiedlichen Events. Dazu zählten die Andalusische Olympische Woche 2018 als Auswahlveranstaltung und ein komplettes Unterstützungspaket für die Segelweltmeisterschaft 2018 im dänischen Aarhus, inklusive einem zweiwöchigen Trainingslager. „Im Jahr 2019 werden die Seglerinnen bei der Teilnahme an der Laser-Radial-Weltmeisterschaft in Sakaiminato, Japan, unterstützt, bevor wir andere Veranstaltungen auf mögliche Unterstützung prüfen.“

In diesem Jahr wird zudem die Teilnahme an der Kieler Woche gefördert, was aus einer Initiative von Felix Weidling vom KYC entstanden ist. Nach dem Gespräch zwischen dem KYC-Regattasekretär und World Sailing entstand eine Zweiteilung der Förderung. „Sie waren bestrebt, die Segler vom Programm bis zur Veranstaltung zu unterstützen, um den Seglern mehr Veranstaltungs-Erfahrung zu bieten, und da die Kieler Woche ein so großes Event im Regatta-Kalender ist, passt sie hervorragend“, so Rob Holden. „Die Kieler Woche gibt den Seglerinnen den Zugang zu Veranstaltung, Charterbooten und Unterkunft, während World Sailing die Flüge unterstützt und den Seglern einen Coach zur Verfügung stellt.“

Deisy Nhaquile aus Nosambik genießt die unterschiedlichen Bedingungen der Kieler Woche, besonders die wechselnden Windbedingungen.  Foto: Kieler Woche / www.segel-bilder.de

Die geförderte Deisy Nhaquile (Mosambik) ist von Kiel beeindruckt: „Es war gut und hart die letzten beiden Tage in Kiel zu segeln. Auf unserem Heimrevier gibt es nicht so viel Wind. „Ich kann hier in Kiel durch die Winddreher viel Technisches lernen. Zuhause weht er konstant aus Süd oder Nord.“

Mit Blick zu den Spielen in Japan ist die 18-Jährige realistisch: „Für Deutschland oder beispielsweise Frankreich ist es einfach, sich für die olympischen Spiele zu qualifizieren. Aber für uns ist das schwierig – ohne das Programm können wir das nicht finanzieren.“

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