Italienische Doppelspitze vor Kiel
Wind und Welle hatten am Freitag ordentlich zugelegt. Dann zog auch noch am vorletzten Tag der Laser Radial Jugend-Weltmeisterschaft eine Gewitterfront auf. Das erste Rennen war soeben vorbei, dann warteten die Jollen auf den Regattabahnen ab, bis sich die dunklen Wolken wieder verzogen hatten. „Erst hat es geballert ohne Ende, dann war fast gar nichts mehr da“, fasste Laura Schewe (Kiel) den Tag zusammen. Vor dem Abschlusstag ist Italien Spitze. Sowohl bei den Mädchen mit Matilda Talluri und den Jungs mit Guido Gallinaro ist Italien vorn. Für den morgigen Samstag sind noch zwei Rennen geplant.
Als echte Allrounderinnen bewiesen sich einmal mehr Matilda Talluri (Italien) und Ana Moncada Sanchez (Spanien), die auch bei den stärkeren Winden konstante Rennen ablieferten und weiterhin das Klassement auf eins (47 Punkte) und zwei (50) anführen. Hinter ihnen ist Mathilda Nicholls (Großbritannien/59) gelistet.
Dagegen ging der erste Start für die viertplatzierte Russin Valeriya Lomatchenko völlig daneben. Die Starthupe ertönte, die Jollen schossen über die Startlinie, und die Russin hatte keine Möglichkeiten mehr auszuweichen und saß am Pinend-Boot fest. Doch trotz des schlechten Startes kämpfte sie sich zurück ins Feld.
Laura Schewe (Kiel) musste nach der zweiten Kreuz zwei Konkurrentinnen an der Tonne den Vortritt lassen, kam aber auf einem guten achten Platz ins Ziel.
„Es war körperlich und mental anstrengend“, resümierte die Kielerin, die das zweite Rennen gewann und damit als einige in den Top-Ten insgesamt drei Wettfahrtsiege aufweist. Doch zweimal 27 Punkte (davon ein Streicher) sind nicht wegzudrücken.
Bei den Bedingungen habe jeder einmal ein schlechtes Rennen und daher sei auch fast noch alles drin, so Schewe, die auf dem sechsten Platz liegt, Julia Büsselberg (Berlin) einen Punkt davor auf dem fünften.
„Ich hatte einen tollen Start und konnte auf dem Vorwindkurs an einer Australierin vorbeiziehen“, berichtete Lillian Meyer (USA) über das erste Rennen. „Es war ein guter Tag, aber schwer zu segeln.“ Sie reiht sich hinter Laura Schewe auf Platz sieben im Gesamtklassement ein.
„Ich dachte, ich mag Starkwind mehr, aber dann habe ich die Welle falsch erwischt, eine Böe bekommen, falsches Timing gehabt und bin gekentert“, fasste Alex Schonrock (Großbritannien/Platz 12) zusammen. Nun hofft sie, dass sie ihre Führung in der U17-Wertung halten kann. Ein schlechtes Ergebnis darf sie sich aufgrund eines hohen Streichers (Strafe fürs Pumpen oder Schaukeln) nicht mehr erlauben. Vor dem Abschlusstag liegt die Britin mit 119 Punkten vor der Belgierin Eline Verstraelen (125 Punkte) und der Italienerin Giorgia Cingolani (136) bei den U-17 in Führung. Im Gesamtfeld tummeln sie sich auf den Plätzen 12, 14 und16.
Bei den Jungen hatte Julian Hoffmann (Oberstdorf) den Vortag erfolgreich abgehakt und fand zunächst zur alten Stärke zurück, dann kamen die Probleme aber wieder. Mit einem zweiten und einem 33. Platz liegt der Oberstdorfer auf dem elften Rang im Gesamtklassement, in der U-17-Wertung ist er als Vierter aber nur sechs Punkte vom WM-Titel entfernt.
„Das erste Rennen war gut, das zweite ziemlich schlecht. Ich hatte auf einen Gegendreher gesetzt, der aber nicht kam“, erklärte Julian Hoffmann. „Ich hatte zwar geahnt, dass es nicht bei den so guten Ergebnissen vom Anfang bleiben wird, aber dass ich so blöde Fehler mache, dachte ich auch nicht.“
Auch Uffe Tomasgaard (Norwegen) patzte im zweiten Rennen und musste seine Führungsposition nach dem 32. Platz abgeben. Seine Leidenschaft für den Laser teilt er übrigens mit seinem älteren Bruder Hermann Tomasgaard, der sich im olympischen Laser in einem spannenden Finale bei den der World Championships in Aarhus vor ein paar Wochen um einen halben Meter Philipp Buhl geschlagen geben musste und Sechster wurde.
An der Spitze ist bei den Jungen Guido Gallinaro (Italien) vor Josh Armit (Neuseeland) und Francesco Viel (Italien). Josh Armit freut sich auf den morgigen letzten Tag. „Es war heute ein guter Tag und ich hatte viel Spaß da draußen.“ Da habe er auch vergessen können, dass er eine Strafe hinnehmen musste. Er hatte die Regel 42 (Pumpen und Schaukeln) verletzt, was ihm 69 Punkte eingebrachte, die er aber als Streicher werten konnte.
„Zwischenzeitlich haben uns bis zu 38 Knoten Wind beschäftigt“, erklärte Wettfahrtleiter Mandus Freese. Daher musste auch die zweite Wettfahrt des Goldfleets bei den Mädchen nach der ersten Kreuz abgebrochen werden. Zu den starken Böen kam noch ein großer Rechtsdreher des Windes und die Warnung vor einer Gewitterfront hinzu. „Da haben wir uns entschieden, lieber abzubrechen und alle beisammen zu halten.“ Der Wettfahrtleiter freute sich über das professionelle und hochkarätige Feld der Segler. „Super klasse“, ist sein Fazit zu den bisherigen Rennen.
Laser Radial Youth World Championships
Teilnahme für Nachwuchssegler/innen zwischen 15 und 18 Jahren (Jhg: 2000 bis 2003)
Vier WM-Titel sind zu vergeben: Seglerinnen unter 19 Jahren, Segler unter 19 Jahren
Seglerinnen unter 17 Jahren, Segler unter 17 Jahren.
Programm:
Samstag, 25 August, 11 Uhr, letzter Start bis 15 Uhr: 2 Finalwettfahrten – Abschließend: Siegerehrung
Wettfahrten sind vom Montag, 20. August, bis Samstag, 25. August, angesetzt. Gesegelt werden täglich zwei Wettfahrten. Nach den Qualifikations-Rennen sind ab Donnerstag die Finalrennen in den Gruppen Gold, Silber und Bronze geplant. Dafür müssen alle Qualifikations-Gruppen vier Wettfahrten (inklusive eines Streichers) absolviert haben. Auch für die Vergabe des WM-Titels sind vier Wettfahrten das Minimum. Gesegelt wird auf zwei Bahnen. Wettfahrtleiter sind Mandus Freese und Fabian Bach.