Bavaria Yachts ist insolvent

Bavaria strebt Insolvenz in Eigenverantwortung an

Am Montag wurde dem Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenregie der Bavaria Yachtbau GmbH aus Giebelstadt beim Amtsgericht Würzburg stattgegeben. Schon Freitag wurden die Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung informiert – bis Juni sollen die Gehälter gesichert sein. Der französische Produktionsstandort für die Katamarane der Nautitech-Line ist nicht betroffen.

Die ersten Spekulationen und Gerüchte über eine Insolvenz von Bavaria Yachts begannen bereits Mitte letzter Woche, als durchsickerte, dass CEO Lutz Henkel das Unternehmen überraschend verlassen musste. Der große Schock kam jedoch am Freitag für die 600 Festangestellten und über 150 Leiharbeiter in der Werft knapp 15 Kilometer vor den Toren Würzburgs. Auf einer Betriebsversammlung am Nachmittag wurden sie über die bevorstehende geplante Insolvenz informiert. Die Produktion soll fortgeführt werden und auch die Löhne und Gehälter sind für drei Monate gesichert, bis Klarheit über die weitere Zukunft von Bavaria besteht. Der Pressesprecher des Amtsgerichtes Würzburg, Rainer Beckmann, bestätigte, dass das Insolvenzverfahren heute eröffnet wurde: “Der Insolvenzantrag ist am Freitag eingegangen. Heute wurde vorläufig ein Sachwalter bestellt für das in Eigenverwaltung durchzuführende Insolvenzverfahren.” Bei einer Planinsolvenz in Eigenregie bleibt die Geschäftsführung weiterhin im Amt.

Die Gründe für den überraschenden Schritt sind bisher noch unklar. Fakt ist jedoch, dass Bavaria aus dem ursprünglichen Verkauf im Jahr 2007 durch Winfried Herrmann an den Investor Bain Capital hohe Schulden jahrelang durch die Bilanzen schleppen musste. Auch der Verkauf durch Bain Capital im Jahr 2010 an die neuen Eigentümer Oaktree und Anchorage konnte diese Verbindlichkeit aus der Bilanz nicht tilgen – obwohl Anchorage und Oaktree damals auf 90 Prozent des Schuldenbergs in Höhe von 960 Millionen verzichteten. Die neuen Investoren stundeten seitdem der Bavaria Yachtbau GmbH einen hohen Millionenbetrag. Denkbar wäre also, dass die Inhaber nun diese Zusage nicht mehr verlängert haben oder wollten. Das Handelsblatt zitiert die Investoren mit der Aussage, dass es nicht gelungen sei, Bavaria wieder zu operativer Profitabilität zu führen.

Händler und Zulieferer aus der ganzen Welt haben inzwischen ihre Loyalität zu der Traditionswerft in den Sozialen Medien und auf ihren Webseiten bekundet. Kunden, die auf die Auslieferung ihrer Bavaria warten, müssten nicht bangen, wie die Händler in ihren Statements berichten. „Es war sicherlich ein Schock. Aber das Gute ist, dass mit den Booten unserer Kunden alles in Ordnung ist. Eines unserer Schiffe, das für Australien bestimmt ist, hat am Freitag sogar die Werft verlassen. Es ist also in gewisser Weise so wie immer“, bestätigt der australische Bavaria Händler Tony Ross.

Der Hersteller von Sprayhoods und Polstern Nauti Sattler kommentierte die Nachricht wie folgt: „Bavaria und Nauti sind seit 14 Jahren enge Partner. Zusammen haben wir schon manche Hochs und Tiefs durchschifft und man hat sich gegenseitig zu schätzen gelernt. Für die Belegschaft von Bavaria tut es uns persönlich sehr leid. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass es für die Bavaria nicht das Aus sein wird und sein darf. Deshalb werden wir mit vollem Einsatz auch durch die Insolvenz hindurch die Bavaria unterstützen, damit auch in Zukunft tolle Yachten an stolze Bavariakunden ausgeliefert werden können mit unseren Produkten.“

Wie die einzelnen Maßnahmen des Sachverwalters des Amtsgerichts und der bestehenden Geschäftsführung aussehen, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Dass es bei Bavaria weitergeht, ist offensichtlich das Bestreben aller Beteiligten. Erst im Jahr 2017 hatte sich die Bavaria Geschäftsführung neben CEO Lutz Henkel mit neuen Geschäftsführern für Finanzierung, Produktion und Verkauf komplett neu aufgestellt. Sie müssen nun Bavaria durch ein schwieriges Fahrwasser führen.

Nicht betroffen ist die eigenständige Katamaran-Sparte von Bavaria in Rochfort an der französischen Atlantikküste. 2014 hatte man den französischen Hersteller Nautitech gekauft und durch die Erweiterung der Produktpalette und Optimierung der Produktion die pro Jahr produzierten Einheiten von 15 auf knapp 90 hochgefahren. Pläne für eine Erweiterung der Kapazitäten in Rochefort sind bereits in der Planung.

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