Großer Rummel um Greta und Boris
Die Abfahrt von Boris Herrmann, Pierre Casiraghi, Greta Thunberg und ihrem Vater Svante sowie Dokumentarfilmer Nathan Grossman ist für heute, 16 Uhr (deutscher Zeit) geplant. Aufgrund der Tide wird das Schiff nicht direkt am Steg liegen, so dass die Crew mit einem kleinen Schlauchboot übersetzen muss. Kurzfristig ist es den Organisatoren gelungen, ein Rib mit einem Torqeedo Blue Motor zu organisieren, so dass sogar dieser kleine Weg ohne Emissionsausstoß durch einen konventionellen Außenborder zurückgelegt werden kann. Der Dieselmotor an Bord der „Malizia“ ist für die Dauer der Reise verplombt, die nötige Energie wird über extra vergrößerte Solarkollektoren und Hydrogeneratoren erzeugt. Christoph Ballin, CEO und Gründer von Torqeedo, der seinen Urlaub in Schottland kurz unterbrach, um beim Ablegen der „Malizia“ dabei zu sein, sagte: „Ich wünsche Boris viel Glück für die Reise. Diese Aktion zeigt doch, was alles an Emissionseinsparungen geht, wenn man es nur will.“
Auch, wenn natürlich nicht jeder Gelegenheit hat, wie Greta Thunberg, die wohl berühmteste Sechszehnjährige der Welt, für einen Trip nach New York zwei Wochen einzuplanen. Sie ist zur Gallionsfigur einer Bewegung geworden, deren Reisewege nicht jedem möglich sind, aber die es geschafft hat, dass überall über den Klimawandel diskutiert wird. In Kombination mit Segelprofi Boris Herrmann profitieren beide Seiten: Sie bekommt eine einmalige Reise auf einer Hochseerennyacht über den Atlantik, er hat es geschafft, dass jeder weiß, wer der deutsche Vendée Globe Aspirant Boris Herrmann ist.
Vor dem Start gab es Gelegenheit zu ein paar Fragen an Boris Herrmann.
Was für eine
Wetterprognose habt ihr für die kommenden Tage?
Derzeit zieht
eine Kaltfront durch, danach weht der Wind aus Nordwest mit 15 bis 20
Knoten. Wir werden für 24 bis 30 Stunden hoch am Wind segeln, dann
wenden und in nordwestliche Richtung segeln. Dabei erwarten wir einen
moderaten Wellengang von zwei Metern.
Das sind nicht gerade sanfte
Bedingungen für den Start.
Nein, aber Greta war in den
letzten Tagen an Bord und weiß, was auf sie zukommt. Die ersten Tage
könnten ungemütlich werden, hoffen wir, dass sie nicht seekrank
wird. Und wenn doch, haben wir Medikamente dagegen an Bord.
Wie sieht eure weitere Routenplanung
aus?
Auf unserem Weg liegen fünf Tiefdruckgebiete, wir werden
versuchen, eine südlichere Route zu fahren, um einigermaßen ruhig
zu fahren. Vermutlich werden wir in einer Zickzacklinie über den
Atlantik fahren, um immer wieder den Druck rauszunehmen.
Was werdet ihr während der
Überfahrt machen?
Pierre und ich werden das Boot segeln, zum
Zeitvertreib mit der gesamten Crew haben wir Karten- und Würfelspiele
dabei, außerdem werden wir lesen und uns hoffentlich gut
unterhalten. Über den drohenden Klimawandel und das, was jeder
Einzelne dagegen tun kann.
Hast du dein eigenes Leben
verändert, um aktiv deinen „Carbon Foodprint“ ein wenig zu
verkleinern?
Ich habe schon vor zehn Jahren gesagt, dass ich
nicht zum Surfen nach Bali fliegen muss. Inzwischen überlegen wir
uns privat sehr genau, wann wir ein Flugzeug nutzen oder ob es nicht
ein alternatives Verkehrsmittel gibt, außerdem haben wir unseren
Fleischkonsum eingeschränkt. Im Team „Malizia“ haben wir
ausgerechnet, dass wir ihm Jahr 2018 eine CO²-Bilanz von über 40
Tonnen hatten. Um das zu reduzieren, halten wir unsere
Teamkonferenzen nun öfter per Video ab. Zudem haben wir einen
Sponsor gefunden, der den CO²-Ausstoß unserer Kampagne dieses Jahr
und im kommenden Jahr, wenn ich bei der Vendée Globe starten werde,
mit dem Anbau von Mangroven kompensieren wird.
Kritiker argumentieren zu Recht, dass der Emissionsverbrauch der rund 100 Journalisten, die extra für den Start deines Törns mit Greta nach Plymouth gekommen sind, um ein Vielfaches höher ist, als wenn Greta selbst nach New York geflogen wäre. Wie geht ihr mit diesem Vorwurf um?
Es geht darum, Aufmerksamkeit für ein Thema zu erzeugen, das uns alle angeht. Dass der Medienrummel hier im Hafen immens wird, hat uns das Team von Greta im Vorfeld prophezeit, die sind seit rund 10 Monaten dabei, das internationale Medieninteresse zu bewältigen.
Bericht und Interview: Sandra-Valeska Bruhns
ohne Worte:
“…und 100 internationale Journalisten sind nach England eingeflogen…”