Harmonie beim DSV-Seglertag
Durch die Umstrukturierung des Präsidiums und den Rückzug von Walter Mielke als Vize-Vorsitzender für die Speziellen Segeldisziplinen rückten Katrin Adloff (neuer Vorstandsgeschäftsbereich Wettsegeln) und Thorsten Döbbeler (neuer Vorstandsgeschäfstbereich Aus- und Weiterbildung) in das Präsidium auf.
Zum Auftakt der Arbeitstagung hatte DSV-Präsidentin Mona Küppers Gelegneheit zu einem kurzen öffentlichen Interview mit Kim Andersen, dem dänischen Präsidenten von World Sailing, der den Seglertag besuchte. Andersen berichtete von der Jahrestagung des Weltseglerverbandes in Bermudas. Nach seinem Bekunden werden die dortigen Entscheidungen für das künftige Olympiasegeln Einfluss auf den gesamten Segelsport haben. Der Däne, der zehn Jahre in Hamburg gewohnt und gearbeitet hat und daher gut Deutsch spricht, will ohnehin versuchen, die gedankliche Aufsplittung in Leistungs- und Breitensport aufzubrechen. „Unser Sport ist hochspezialisiert. Alle Segler sind Profis in ihrem Bereich.“ Etwas enttäuscht ist Andersen über die Ablehnung der Neustrukturierungspläne des Weltverbandes. „Wir werden versuchen, den Antrag im kommenden Jahr erneut durchzubringen. Das ist wichtig für die Entwicklung und die Einbindung von jungen Menschen in unseren Sport.“ Seine Botschaft an den deutschen Segelsport lautete: „Es gibt hier eine große Segelhistorie, aber die Entwicklung geht weiter. Es müssen Wege gefunden werden, junge Menschen für den Segelsport zu begeistern.“ Eine Erneuerung unter Bewahrung der Traditionen sei notwendig. Beispielhaft nannte Andersen eine Initiative in China, bei der in 21 Städten rund 3000 Menschen neu zum Segeln kamen, indem sie in einem Familienprogramm mit Hobie-Katamaranen auf das Wasser gebracht wurden.

In der folgenden Halbzeitbilanz ihrer Amtsperiode blickte Mona Küppers auf die Bewältigung vieler Aufgaben zurück, die dem Vorstand beim vergangenen Verbandstag in München ins Stammbuch geschrieben worden waren. Vorrangige Ziele waren, die Finanzen zu konsolidieren und näher an die Mitglieder heranzurücken. Ersteres ist durch eine strikte Ausgabenkontrolle gelungen. Die 2017 erlassene Haushaltssperre gelte bis heute, so Küppers, und das aufgebaute Controlling habe für eine hohe Transparenz bei den Ausgaben gesorgt. Aus den drei Tochtergesellschaften sei eine geworden. Und sowohl der Verband als auch die Deutsche Seglerverband DSV GmbH liegen im Plus. Die IT des DSV ist neu aufgebaut worden. Dadurch können die Arbeiten effizienter und dynamischer erledigt werden.
Die Neuausrichtungen des Verbandes werden weiterhin fortgesetzt. So sollten die neuen Strukturen für die Stärkung des Breitensports sorgen. Die Unterstützung und Zustimmung des Seglerrates für dieses Projekt hat das Präsidium, wie Mona Küppers betonte.
Weitere Punkte in der Bilanz von Mona Küppers waren die Erstellung von themenbezogenen Broschüren, Flyern aber auch Video-Tutorials (Manage2Sail) zur Schulung der Mitglieder, aber auch als Werbung für den Segelsport. Zur Vermarktung wurde zudem eine neue Dachmarke kreiert (Segelsport Deutschland), die das Segeln in all seinen Facetten vereinen soll. Mit Hanse Yachts ist dafür gerade der erste Partner gefunden worden – allerdings durch eigene Bemühungen. Die zum Beginn des Jahres vorgestellte Agentur, die die Marke promoten soll, hat noch keinen Partner präsentieren können. Minox ist zudem DSV-Partner und bietet den Mitgliedern ein spezielles Fernglas zu vergünstigten Konditionen über den DSV-Webshop an.
Näher an die Mitglieder möchte der Segelsport-Spitzenverband durch die Auftritte zu den Messen in Friedrichshafen (Interboot), Hamburg (Hamburg Boat Show) und Düsseldorf (boot) herankommen. Im kommenden Jahr will der DSV mit dem neu konzipierten Messestand auch in Berlin (Boot & Fun) vertreten sein. Mit der Reihe „DSV im Dialog“ geht das Präsidium weiterhin auf die Vereine in den Regionen zu. Dazu merkte die Präsidentin allerdings an: „Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Intensivieren Sie gern die Möglichkeiten und nutzen Sie die Chance, um mit uns ins Gespräche zu kommen.“
Aktuell entwickelt der DSV gerade ein digitales Handbuch für seine rund 1300 Mitgliedsvereine, so dass die Arbeit der Ehrenamtlichen erleichtert wird. Das Projekt entspringt einer Anregung des Verbandes Brandenburgischer Segler. Für die geleistete Arbeit in den vergangenen zwei Jahren richtete Mona Küppers einen besonderen Dank an die über 100 ehrenamtlich Tätigen in den Ausschüssen des DSV.
Die Aufgaben und Projekte, die bereits angeschoben wurden und weiter verfolgt werden, umfassen Leuchtturmprojekte wie die Inklusion im Segelsport, eSailing, aber auch die Unterstützung der Hochsee-Segelprojekte des Offshore Team Germany und des Team Malizia. „Wir haben einiges erreicht, und das alles neben dem Tagesgeschäft der DSV-Mitarbeiter. Und es warten weitere große Aufgaben. Von der angeschobenen Klimadebatte wird der Segelsport nicht verschont bleiben. Und bis Olympia 2020 sind es nur noch rund 250 Tage“, so Mona Küppers.
Im Mittelpunkt der Anträge stand die Änderung des DSV-Grundgesetzes, die durch das Präsidum eingebracht wurde. Neben einigen redaktionellen Änderungen sticht dabei die veränderte Zuschneidung der Vorstandsämter hervor. Der Antrag wurde durch die Delegiertenversammlung mit deutlicher Mehrheit angenommen. Damit ist das Vizepräsidentenamt für die Speziellen Segeldisziplinen weggefallen, die nun in den „normalen Betrieb“ integriert werden. Eine Schwächung für die Position sieht der bisherige Amtsinhaber Walter Mielke nicht. Im Gegenteil: „Im nächsten Jahr wollen wir so schnell wie möglich neue Trainer verpflichten für das Kiten und Surfen. Bei den Damen werden wir ein Extraprogramm auflegen.“ Die Ausschreibung einer weiteren hauptamtlichen Stelle im DSV für die Betreuung der Speziellen Segeldisziplinen sei zudem geplant. Der neue Kanon der Olympia-Disziplinen für 2024 sei für den DSV ein Glücksfall, wie Walter Mielke berichtete. Nachdem im RS:X-Surfen die Basis komplett verloren gegangen war, kann man nun neu aufbauen und den Anschluss an die Weltspitze wieder herstellen.

Neben dem Wegfall des Geschäfstbereiches Spezielle Segeldisziplinen wurden die Bereiche Leistungssegeln und Breitensport entschlackt. Stattdessen werden nur die Aus- und Weiterbildung (ehemals im Bereich Breitensport) und Wettsegeln (ehemals im Bereich Leistungssport) durch eigene Präsidumsposten besetzt. Auf beide Ämter hatten sich jeweils zwei Mitglieder beworben. Katrin Adloff aus Hannover setzte sich in der geheimen Wahl gegen Axel Schün (Strande) druch und wird nun das Wettsegeln verantworten. Bei der Wahl zum neuen Vizepräsidenten sprachen sich die Delegierten für Thorsten Döbbeler (Frankfurt/M.) aus. Doris Deckert (Bielefeld) unterlag in dieser Abstimmung. In seinem Amt bestätigt wurde Jugendobmann Timo Haß. Zu den Kassenprüfern für die kommenden zwei Jahre wurden Chrstian Ahrendt, Oliver Kosanke und Thomas Walkenbach benannt.
Ehrungen:
44 Vereine aus dem gesamten Bundesgebiet erhielten auf dem Seglertag die Auszeichnungplakette für ihre Ausbildung auf allen Ebenen der Qualifikation.

Goldene Ehrennadeln:
Reinhard Heinl: Rund 40 Jahre Ehrenamtstätigkeit zunächst im Verein, dann auf Landesebene und schließlich im DSV seit 2007. Laut Mona Küppers besticht er durch seine besonnene, aber auch kritische Stimme im Segelsport. Der Leistungssport, aber auch der Natur- und Umweltschutz in seinem Heimatrevier, dem Bodensee, gehören zu seinen Hauptthemen.
Winfried Wolf: Mit 16 Jahren an der Spitze des Berliner Seglerverbandes prägte er ein besonderes Stück deutsche Segelgeschichte, denn in seine Amtszeit fiel noch der Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West. Diesen Balanceakt meisterte Wolf mit Bravour, obwohl es zum Beginn seiner Amtszeit noch rumorte.
Peter Ohlinger: In aller Bescheidenheit setzte sich Peter Ohlinger in mehr als 40 Jahren für den Segelsport ein. Insbesondere in der DSV-Gerichtsbarkeit (zunächst im Berufungs- später im Schlichtungsausschuss) machte er sich einen Namen. „Die härtesten Fälle gingen über seinen Tisch“, so Mona Küppers.
Walter Mielke: Mit der Verabschiedung aus seinem Amt als Vizepräsident für den Bereich Spezielle Segeldisziplinen erhielt Walter Mielke die Goldene Ehrennadel. Mielke gat sich in den 70er Jahren bereits einen Ruf als Organisator von Surf- und Segelregatten in Travemünde gemacht, war später der Oberste Wettfahrtleiter der Travemünder Woche und hat dabei mit hohem Tempo die Entwicklung im Sinne der Athleten vorangetrieben. In den vergangenen vier Jahren hatte Mielke dann das Präsidiumsamt beim DSV inne. „Vielen Dank für diese außerordentliche Ehrung. Es war mir eine Ehre, dem Sport im Ehrenamt zu dienen – insbesondere in den vergangenen vier Jahren. Ich wünsche dem Verband für die Zukunft alles Gute.“