Neue Wege im Röbeler SV

Alte Boote und neue Ideen: Beim Röbeler Segelverein (RSVM) an der Müritz hat sich – quasi als Gegenstück zur Jugendgruppe – eine Senioren-Regattagruppe entwickelt, die in den vergangenen Jahren auf rund 30 Segler angewachsen ist und auf günstige Kielboote aus englischer Produktion setzt. Acht Projection 762, die in Großbritannien zwischen 1995 und 2005 gebaut wurden, segeln nun regelmäßig im Wettkampfmodus um die Tonnen auf der Müritz.

Zwischen 30 und 65 Jahre sind die Mitglieder der Gruppe alt, berichtet Frank Heidmann vom Röbeler SV, und fast alle haben in der Jugendtrainingsgruppe des RSVM im Alter von sechs bis acht Jahren das Segeln gelernt. Viele waren auf den Sportschulen in Rostock oder Schwerin, sind erfahrene Regatta-akteure und segelten bis 2019 für Röbel in der Zweiten Bundesliga. Erfolge sammelte sie zudem im Piraten und im 20er Jollenkreuzer.

Mehr durch Zufall wurde der Grundstein für die Projection 762-Flotte auf der Müritz gelegt. Ein RSVM-Segler war vor rund zehn Jahren auf der Suche nach einer schnellen Alternative für seine damaligen Aktivitäten und stieß in England auf ein Angebot für die schnittigen und robust gebauten Kielboote. Kurzum wurde das Boot gekauft, fand sofort Anklang im Verein, und schnell entstand eine Flotte von fünf Booten. Zwar wurden zwischenzeitlich zwei Boote wieder verkauft, aber schnell fanden andere Club-Mitglieder Gefallen an dem Bootstyp, so dass sich die Gruppe nun auf acht Booten etabliert hat.

An den Donnerstagabend sowie weiteren Veranstaltungen geht es mit den Booten über den Regattakurs. Foto: RSVM

Die Neu-Eigner scheuten keine Mühen, um die 7,62 Meter langen Boote aus England abzuholen und sie hier einer Generalüberholung zu unterziehen. Denn technisch waren die Projection 762, die für rund 11.000 Euro in England zu haben waren, alle in einem guten Zustand, die Ausrüstung von Harken nach einer Reinigung von Salzrückständen okay. Meistens waren die Yachten mit zwei Trainings- sowie einem Regattasatz an Segeln ausgestattet. Die Optik unter Deck war allerdings gewöhnungsbedürftig. Jedes Boot musste einer gründlichen Reinigung unterzogen bzw. durchgeschliffen und mit neuem Anstrich versehen werden. Zudem galt es, zahlreiche Schrauben zu ersetzen.

Alles kein Problem für Selbermacher. Und einige lebten sich beim Refit richtig aus. So gab es neue Plichtböden, Innenausbau in Mahagoni und Kambala. Einer Luxusvariante wurde sogar ein Teakdeck spendiert. Ein pfiffiges Detail ist die Ausstattung mit einer Carbonpinne. Dafür bauten die Röbeler extra eine Form und bastelten in der Werkstatt von Frank Heidmann an dem schmucken Detail. Letztendlich wurden aus den angegrauten Yachten mit etwas Aufwand schmucke Rennyachten, die nun bei den vereinsinternen Rennen am Donnerstagabend bei Ostwind mit Spi am Regattahaus des RSVM vorbeidonnern. Aber auch für Ankertouren sind die Yachten geeignet.

In der Coronazeit hatten die RSVM-Akteure so die Möglichkeit zu einer eigenen Regattaserie mit drei Veranstaltungen. Und auch im Winter dürfte es keinen Stillstand auf dem Revier im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte geben. Denn in der Trainingsgruppe gibt es auch zehn Besitzer eines DN-Schlittens. Natürlich sind die meisten davon selbstgebaut.

Technische Daten Projection 762:

  • Designer: Stephen Thomas
  • Länge: 7,62 m
  • Breite: 2,60 m
  • Tiefgang: 1,67 m
  • Verdrängung: 1.300 kg
  • Ballast: 550 kg
  • Großsegel: 17,02 m²
  • Fock: 11,89 m²

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