DSV trifft World Sailing

Von Antifouling bis Zusammenarbeit

Argumente gegen politische Restriktionen formulieren, die Maut verhindern, Wege aufzeigen, wie Umweltschutz und Segelsport zusammenpassen, Befahrensverbote einschränken, Wasserwege retten, die Herausforderungen des demografischen Wandels bewältigen, Partner aus der Wirtschaft gewinnen: Die Aufgaben des Deutschen Segler-Verbandes sind vielfältig, und nicht alle sind national zu lösen.

Am Vorabend der hanseboot zeigten Mona Küppers, kommissarische DSV-Präsidentin, und der Präsident von World Sailing, Kim Andersen (Dänemark), die gemeinsamen Schnittstellen auf.
„Es gibt viele Aufgaben, die eben nicht nur in Deutschland anstehen. Der demografische Wandel mit den Problemen, Nachwuchs zu binden und Ehrenamtliche zu gewinnen, das Bemühen, Budgets zu generieren, in einer Zeit, in der die Bereitschaft abnimmt, sich für den Verein zu engagieren und zu investieren, sind weltweit dieselben“, so Küppers, die nach der absolvierten Deutschlandtour unter dem Motto „Der DSV im Dialog“ nun auch das internationales Netzwerk pflegt. Dazu kam kein Geringerer als der welthöchste Repräsentant des Segelsports, Kim Andersen, nach Hamburg.
Mit einem Mitglied im Council, drei Mitgliedern in Komitees und zweien in Kommissionen ist Deutschland im Weltverband vertreten. „Das ist nicht gerade viel. Ich habe mich immer gefragt, warum hat sich Deutschland so wenig eingebracht, warum ist Deutschland so anonym“, fragte Andersen.
Das soll sich nach den Vorstellungen von Mona Küppers ändern. Mit Nadine Stegenwalner als erste Frau im Präsidium des Weltverbandes ist ein wichtiger Schritt gegangen. Weitere werden folgen. Nicht zuletzt das Yachtforum der European Boating Association habe unterstrichen, wie international und weltweit ähnlich Probleme sind. Oliver Kaus, Abteilungsleiter der DSV-Kreuzerabteilung, hatte den Deutschen Segler-Verband unlängst bei der Tagung in Stockholm vertreten und wußte von den globalen Probleme und den globalen Lösungsversuchen zu berichten. Antifouling ist eben ein internationales Thema.
Es gibt viele gemeinsame Problemfelder. Auch der paralympische Status der behinderten Segler/innen ist ein solcher Bereich. Es sei ein ganz wesentliches Ziel, dass Segeln 2024 wieder paralympisch werde, so Küppers und Andersen unisono.
39 Nationen bei den Para World Sailing Championships im Rahmen der Kieler Woche waren ein wichtiges Zeichen. „Daher haben wir uns auch dafür eingesetzt, dass 2018 die Para-Sailing Europameisterschaft zur Kieler Woche ausgerichtet wird“, so Andersen. Die Entscheidung fällt die EUROSAF. Nur durch gemeinsame Anstrengungen sei es möglich, im Oktober 2018 zu erreichen, dass Segeln wieder in das olympische Programm aufgenommen werde, so Andersen. Es gebe letztlich keine andere Sportart, in der der Behinderte und Nichtbehinderte und Frauen gegen Männer gleichwertig gegeneinander antreten könnten, ergänzte Küppers.
Natürlich sei es auch wichtig, dass der Segelsport allgemein den olympischen Status behalte, ergänzte Andersen, der auch offen darüber sprach, dass er bei Amtsantritt vor einem Jahr schon gehofft habe, schnellere Schritte gehen zu können. „Der Segelsport wie wir ihn beim America’s Cup, dem Volvo Ocean Race oder den olympischen Klassen sehen, wird immer schneller, die Verwaltung kommt leider nicht mit“, so Andersen selbstkritisch. Manches Mal sei zu viel Politik gefordert. Dann sei es eine Herausforderung, mit den Betonklötzen der Administration an den Füßen voranzukommen.
Doch schon für das Jahrestreffen des Weltsegler-Verbandes in Mexiko (lief bei Redaktionsschluss noch) hatte der Däne die nächsten Schritte geplant. Einer ist es, die Kinder ins Boot zu holen. „Kinder wollen Spaß haben, Jungen und Mädchen wollen gemeinsam segeln, und es muss bei 40 Startern auch der 40. im Ziel mit seiner Teilnahme zufrieden sein“, so der Däne. Ein OptiPro gehört für ihn dazu. In Mittelamerika wird Andersen eine Nase vor dem Bug und einen Carbon-Mast mit großem Segel vorstellen. Dann könnten Zwei zusammen im OptiPro segeln. Hier gilt es allein, die Klassenvereinigung mit ins Boot zu holen.
Ein Brennpunkt im olympischen Bereich bleibt die World Cup Serie. „Wir hätten Verträge, so das Argument, wenn man als neuer Präsident dazu kommt. Aber auch die Partner werden doch bestimmt mitziehen, wenn man etwas Besseres bieten kann. Zurzeit ist es für die Aktiven extrem teuer, um die Welt zu reisen, ohne genau zu wissen warum“, sprach Andersen wie gewohnt Klartext. „Es darf nicht sein, dass klassische Großregatten wie auch die Kieler Woche mit der WCS in Konkurrenz treten müssen. Die Eckpunkte sind Rangliste, Punktesystem, die Sponsoren und die Standorte“, brachte es der Däne auf den Punkt. Er vertrete im Verband nicht allein diese Ansicht, aber es bleibe bei der Politik der kleinen Schritte, oder Schläge.
Mit der Verlagerung des Sitzes von World Sailing von Southampton nach London sei der Verband deutlich internationaler geworden. „World Sailing war zu britisch. Jetzt sprechen wir 15 statt zwei Sprachen im Office“, erklärte Andersen, der neben Dänisch und Englisch auch fließend Deutsch spricht. Zusammen mit seiner Frau habe er sogar eine Aufenthaltsgenehmigung, flachste Andersen, der eine enge Bindung zu Deutschland und vor allem zu Kiel und Hamburg hat. Und so hatte das Ehepaar vor dem Treffen mit dem DSV im Hamburger „Carls“ auch einen Abstecher in die Elbphilharmonie gemacht. Vielleicht auch, um zu wissen, wohin man die internationalen Teilnehmer am Midyear Meeting 2018 führen kann. Das nämlich wird als Zeichen der verstärkten Zusammenarbeit zwischen DSV und World Sailing in Hamburg stattfinden. Dabei rechnet Andersen mit rund 300 Gästen. Schon jetzt werden Tagungsräume und Hotels gesucht, denn nach bisherigem Plan soll das Treffen parallel zum Hamburger Hafengeburtstag stattfinden. Und das Wochenende ist bekanntlich keines, an dem Hamburger Hotels über Leerstände klagen. – Hermann Hell

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