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So wird man VDWS Cat-Instructor

Auf der ganzen Welt gibt es Segellehrer. Die Guten unter ihnen machen innerhalb von Tagen aus blutigen Anfängern begeisterte Segler. Zum Beispiel im Ferienclub, auf einem Kat. Aber wie wird man ‚Cat-Instructor‘? Unser Autor wollte es wissen – und wagte den Selbstversuch beim Ausbildungsverband VDWS.

Der Luvrumpf hebt sich leicht aus dem Wasser, die Geschwindigkeit nimmt zu, die Ruderblätter beginnen zu summen. Ein Freudenschrei klingt über den Strelasund. Rike und ich als ihr Vorschoter, haben soeben zum ersten Mal den Gennaker gesetzt. Der Wind weht mit zwei bis drei Windstärken, die Geschwindigkeit berauscht uns. Wir ziehen unsere Bahnen zwischen Stralsund und Altefähr. Die Sonne strahlt – herrliches Segeln. Plötzlich hebt eine Böe den Luvrumpf weiter als zuvor, ich verliere den Halt und rutsche nach Lee, der Hobie Katamaran kentert und wir schwimmen im Wasser: kurzer Schock, dann Gelächter. Jetzt ist Rike in ihrem Element. Für mich ist es die erste Kenterung mit einem Katamaran. Für die 23-Jährige hingegen Routine. Schnell stehen wir auf dem unteren Rumpf. Ich befolge ihre Anweisungen und gemeinsam richten wir den Kat wieder auf. Sie ist es gewöhnt, die teils meterhohen Wellen des Atlantiks mit kleinen Strandkatamaranen abzureiten, da gehören Kenterungen zum Standardrepertoire. Das Heimatrevier der gebürtigen Berlinerin sind die Gewässer Fuerteventuras. In Deutschland ist sie, um Segellehrerin für Katamarane zu werden.

Was tue ich hier?
Vor einigen Monaten war bei einer morgendlichen Redaktionskonferenz die Frage aufgekommen: Wie wird man eigentlich Segellehrer? Jetzt bin ich Teilnehmer des Cat-Instructor Kurses des Verbands Deutscher Wassersport Schulen e.V., kurz VDWS, um diese Frage zu beantworten. Acht Tage lang werde ich lernen, worauf es ankommt, möchte man Anfängern das Segeln beibringen. Es geht um Themen wie Methoden der Stoffvermittlung, Unterrichtsplanung, Materialkunde und Bootspflege, aber vor allem auch um die Verbesserung des eigenen Fahrkönnens. Das heißt: viel Segel-Praxis.

Ein perfektes Revier
Lehrgangsort ist das Dörfchen Altefähr, idyllisch gelegen, ganz im Süd-Westen der Insel Rügen. Gegenüber, auf der anderen Seite des Strelasunds, liegt die Hansestadt Stralsund mit ihren prächtigen mittelalterlichen Kirchen und dem futuristisch anmutenden Ozeaneum. Der Sund ist ein ideales Revier für Jollen- und Katamaransegler. Die örtliche Segelschule ‚Sail & Surf  Rügen’, Mitglied im VDWS, stellt die Katamarane und weitere Ausrüstung zur Verfügung. 

Ihr Besitzer Knut Kuntoff betreibt außerdem ein Jugendgästehaus direkt am Hafen, in dem die Kursteilnehmer untergebracht sind. Am Abend sitzen wir am Hafen zusammen und lernen uns kennen. Schnell wird klar: Wir haben zwar ganz unterschiedliche seglerische Backgrounds, aber wir verstehen uns auf Anhieb. Peter zum Beispiel hat gerade seine schriftlichen Abiturprüfungen hinter sich und kommt aus Konstanz vom Boden­see. Gern möchte er vor dem Studium ein Jahr als Segellehrer arbeiten. „Vielleicht im Ausland. So genau weiß ich das noch nicht.“, sagt er.

Didaktik und andere Fremdworte
Vier Wochen vor Kursbeginn brachte der Paketdienst einen dicken Aktenordner zu mir nach Hause. Absender: VDWS. Inhalt des Ungetüms waren Unterlagen, die die Kursteilnehmer vor Lehrgangsbeginn durcharbeiten sollten, und die später als Unterrichtsskript dienen würden. Mir wurde langsam klar, worauf ich mich eingelassen hatte, als ich einen Blick auf die Überschriften warf. Zum Beispiel: ‚Analytisch-synthetische Methode’, ‚Ganzheitsmethode’, ‚Deduktive Methode’, um nur ein paar der mir bis dahin fremden Themenkomplexe zu nennen. Es würde wohl um mehr als ‚nur Segeltheorie’ gehen. Erfreulich knapp war hingegen das Kapitel ‚Methodische Grundsätze: 

a) Vom Leichten zum Schweren, 
b) Vom Einfachen zum Komplexen und 
c) Vom Bekannten zum Unbekannten’. 

Diese drei Grundsätze sollten noch zu einer Art ‚Mantra’ des Lehrgangs werden…

Bei der Prüfung wird genau auf die Ausführung der Manöver geachtet.

Segeln ist nicht gleich segeln
Nach einer Einweisung in Revier und Material geht es am ersten Tag direkt aufs Wasser. Für mich ist Kat-Segeln neu, aber so groß kann der Unterschied zur Jolle nicht sein. Schon bei der ersten Wende wird mir klar, wie falsch ich liege: Klar zur Wende – Ree. Der Hobie Cat bleibt in der Wende stecken. Hilflos treiben wir achteraus. Erste Lektion gelernt, die Fock muss länger backstehen, das Groß früher geöffnet werden, um den breiten Kat durch den Wind zu bekommen. Beim nächsten Anlauf klappt es dann einigermaßen. Spektakulär ist festzustellen, wie gut der Katamaran Fahrt aufnimmt. Sobald die Segel dicht genommen werden, springt der 18 Fuß lange Strandkat förmlich nach vorne. Schon leichter Wind reicht aus, um ein Geschwindigkeitsgefühl zu erzeugen, wie ich es sonst nur von Skiffs wie 49er oder 14 Footer kenne. ‚Keep it simple’ könnte man die Philosophie der Schulkatamarane zusammenfassen. Raus aufs Wasser und Spaß haben. Großschot, Traveller, Fockschot. Mehr braucht es nicht. Kein Wunder, dass Millionen Menschen weltweit die Begeisterung für das Segeln den Hobie Cats in all ihren verschiedenen Ausführungen verdanken. Aber das Handling will gelernt sein. Und das Lehren will gelernt sein. Dafür sind wir hier, dafür ist auch Jule hier. Die 32-Jährige gehört dem VDWS-Lehrteam an und bildet die Segellehrer von morgen aus. Sie ist unsere Lehrteamerin, sprich Ausbilderin.

Lehren lernen
Am Anfang gilt es zu beweisen, dass wir den Katamaran sicher beherrschen. Wende, Halse, An- und Ablegen, Person-über-Bord-Manöver. Die Standardmanöver müssen sitzen. Mit dem Motorboot fährt Jule um uns herum und gibt Tipps. Segelstellung und Gewichtstrimm sind wichtig. Verschiedene Übungen, die wir auf dem Wasser machen, verdeutlichen dies. Abends steht Theorie auf dem Programm. Die Tage sind lang. Wie schaffen wir es sinnvoll, am Wassersport interessierten Menschen den Spaß am Segeln zu vermitteln? Wie muss man dabei vorgehen? Stichwort ‚Methodische Grundsätze’. Welche Übungen können wir mit Schülern auf dem Wasser machen, um ihnen die Grundprinzipien des Segelns schnell klarzumachen? Die Praxis steht stark im Vordergrund. Die Schüler machen keinen Sportbootführerschein, sie lernen segeln. Ein Einsteigerkurs dauert in der Regel 15 bis 20 Stunden, worin circa eine Stunde Theorie vorgesehen ist. Am Ende gibt es bei bestandener Prüfung den Grundschein. Dieser berechtigt zum Ausleihen von Material an allen VDWS-Segelschulen weltweit. Das sind über 540 Wassersportstationen in mehr als 30 Ländern.

Vom Schüler zum Lehrer
Am vierten Tag dann die Überraschung. Wir werden unser erlerntes Wissen über die Gestaltung eines Einsteigerkurses an echten Schülern beweisen müssen. Das heißt, wir planen in der Gruppe einen zweitägigen Kurs, an dessen Ende unsere Schüler alleine aufs Wasser gehen können und den Katamaran sicher beherrschen. Der fünfte Lehrgangstag dient der Planung dieses Kurses. Von morgens bis abends sitzen wir zusammen und bereiten alles minutiös vor. Was sind die Ziele? Welche Inhalte wollen wir wie und in welcher Reihenfolge vermitteln? Wir müssen schließlich davon ausgehen, dass unsere Schüler noch nie in ihrem Leben auf einem Boot saßen. Hier wird klar, wie viel Vorbereitung wirklich nötig ist. Zehn Stunden später steht unser Kurs-Konzept. Unsere Köpfe rauchen. Wir haben uns das Feierabendbier mehr als verdient.

Kenterübungen gehören zum Kursprogramm.

Wir sind so weit
Tag sechs. Ab jetzt sind wir nicht mehr nur Kursteilnehmer, sondern Ausbilder! Fünf Segelschüler stehen morgens vor der Segelschule. Lehrgangsteilnehmer Steffen übernimmt als erster die Lehrerrolle. Man merkt, dass das für ihn nichts Neues ist. Er betreibt schon seit Jahren eine Segelschule in Brandenburg. Neu ist für ihn nur das Schulen auf Katamaranen. Jeder von uns muss eine Zeit lang den Lehrer mimen. Es ist gar nicht so einfach, zwei schnell segelnde Katamarane gleichzeitig im Auge zu behalten. Mit dem Motorboot pendeln wir zwischen den beiden Hobies. Gegen 16.00 Uhr endet der Kurstag für unsere Schüler, allerdings nicht für uns. Wir werden wieder zu Schülern: Die ‚Fahrprobe’ steht auf dem Programm. Wir fahren einen Parcours ab und müssen dabei alle Manöver an der richtigen Stelle korrekt ausführen. Der Wind legt natürlich genau jetzt zu, Schaumkronen zieren das Wasser. Die vor Prüfungen aufkommende Nervosität macht sich breit. Was, wenn ich durchfalle? 

Der nächste Tag ist besonders aufregend. Wieder unterrichten wir unsere Schüler, heute werden wir dabei jedoch bewertet. Es ist schön zu sehen, dass unsere Schüler schon so viel gelernt haben. Selbstständig machen sie die Kats fertig, slippen ins Wasser und los geht’s. Wieder werden die Manöver geübt, was den Schülern sichtlich Spaß macht. Wir als Lehrer sind inzwischen routinierter im Umgang mit den Schülern und der Koordinierung auf dem Wasser.

Das Segeln mit einem Hobie Cat macht einfach Spaß.

Am Abend dann das große Finale für uns angehende Cat-Instructoren: die theoretische Prüfung. 90 Minuten schriftliche Klausur über alles, was wir während der letzten sieben Tage gelernt haben. Ein paar Stunden später dann die Erlösung. Teamerin Jule hat unsere Antworten ausgewertet: Wir sechs haben die Fahrprüfung, die Lehrprobe und die Theorie bestanden!

Wie es weitergeht
Und sind wir jetzt Segellehrer? Klare Antwort: nein, noch nicht. Um die VDWS-Segellehrerlizenz zu erhalten, muss noch ein Erste-Hilfe-Kurs und mindestens das bronzene Schwimmabzeichen nachgewiesen werden. Und am allerwichtigsten: Es muss ein 21-tägiges Praktikum an einer VDWS-­lizenzierten Segelschule absolviert werden. Dann steht der Ausübung des Berufs Segellehrer nichts mehr im Weg. Und was könnte es schöneres geben, als sein Hobby zum Beruf zu machen und an den schönsten Plätzen der Welt, entspannten Kunden das Segeln beizubringen?


Der VDWS
Der Verband Deutscher Wassersportschulen (VDWS) wurde 1974 gegründet, damals noch unter dem Namen Verband Deutscher Windsurfing Schulen. Ziel war es, die Aus- und Weiterbildung von Windsurfing-Lehrern zu vereinheitlichen und Standards zu definieren. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Wassersportarten hinzu. Inzwischen deckt der VDWS die gesamte Breite der Strandwassersportarten ab. Der Verband organisiert die Ausbildung von Instructoren in den Bereichen Windsurfing, Kitesurfing, Jollensegeln, Catamaransegeln und seit diesem Jahr auch Stand Up Paddling. Zusammen mit dem Deutschen Motoryachtverband (DMYV) und dem Verband Deutscher Sportbootschulen (VDS) bildet der VDWS seit 2013 die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsausbildung im Wassersport (QAW). Hier ist das Ziel gemeinsame Qualitätsstandards für den Schulbetrieb zu gewährleisten. Heute sind über 540 Wassersportstationen in mehr als 35 Ländern im VDWS organisiert. In den 45 Jahren seit Verbandsgründung wurden circa drei Millionen Einsteiger mit den verschiedenen Wassersportarten in Kontakt gebracht. Über 4.500 Wassersportlehrer, Schulbesitzer und Stationsleiter sind Mitglied im VDWS. Weitere Informationen: www.vdws.de

Besuchen Sie den VDWS auch auf der boot Düsseldorf: Halle 8a, Stand B47

1 Comment

  1. Hallo, guter Artikel! Nur wie fast immer fehlen die Kosten, oder habe ich dies überlesen?

    Was kostet das Ganze komplett? Vg

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