Kieler Woche

Spannungsanstieg bis zum Wochenende

Damit erfährt die Kieler Woche eine weitere Steigerung bis zu den Medal Races am kommenden Sonntag. Schon die ersten vier Tage haben bei Seglern und Zuschauern für Begeisterung gesorgt. Ab Mittwoch werden jetzt die Superstars des Segelsports auf den Bahnen der Kieler Außenförde zu sehen sein.

Mehrfache Medaillengewinner der vergangenen Jahre, Olympia- sowie Paralympics-Teilnehmer von Rio, aber auch Top-Segler früherer Jahrzehnte sind mit dabei, wenn es um die Titel bei der Kieler Woche im 135. Jahr geht.

Mit Höchstspannung werden die Wettbewerbe im 49er der Männer erwartet. Zwar sind die Gold- und Silbermedaillengewinner von Rio derzeit bei America’s-Cup-Teams verpflichtet und daher nicht in Kiel, aber die deutschen Bronzemedaillengewinner von 2016, Erik Heil und Thomas Plößel (Kiel), sorgen für aktuellen Olympiaglanz im Feld. Sie werden sich nicht nur gegen ihre ewigen Konkurrenten, Team-Kollegen und Freunde, Justus Schmidt/Max Boehme (Kiel), beweisen müssen, sondern haben auch die aufstrebenden deutschen Crews, allen voran Tim Fischer/Fabian Graf, im Nacken. International wird aber nicht nur das Duell der beiden Ex-Europameister Heil/Plößel (2014) und Schmidt/Boehme (2015) beachtet, auch der Auftritt von Robert Scheidt (Brasilien) sorgt für Aufsehen. Der fünfmalige Olympia-Medaillen-Gewinner ist nach Starboot und Laser in seine dritte Olympia-Disziplin gewechselt, hat mit Gabriel Borges einen erfahrenen Skiff-Segler an der Vorschot und wird nun beweisen müssen, wie gut er bereits im 49er zu Hause ist. Weiterer großer Name im Feld ist David Gilmour, Sohn der australischen Segellegende Peter Gilmour, der sowohl im 49er als auch im Match Race aktiv ist.

Noch aus dem Starboot kennt Robert Scheidt den Schweden Max Salminen. Der schnappte ihm 2012 mit Frederik Lööf Olympia-Gold weg. Danach aber trennten sich die Wege. Salminen ist jetzt im Finn am Start und trifft dort aus der starken deutschen Flotte auf Thomas Schmid (Hamburg), den Weltmeister von 1988.

Ein großes Feld geht bei den 49erFX an den Start, und es wird sich zeigen, wie sich die Mannschaften in der neuen Olympia-Periode positionieren. Nach den Ergebnissen bei den vergangenen Regatten, mit dem Sieg vor Palma de Mallorca und dem zweiten Platz von Hyeres, gelten die deutschen WM-Dritten des vergangenen Jahres, Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Kiel), zu den Top-Favoriten. Die Sechste von Rio, Annemiek Bekkering (Niederlande), wird mit Jeske Kisters an der Vorschot versuchen, ihnen das Leben schwer zu machen. Und auch die Kieler-Woche-Titelverteidigerinnen Tina Lutz/Susann Beucke (Prien/Strande) sind auf ihrem Hausrevier für einen Sieg gut.

Mathew Belcher (Australien) hat im olympischen Segelsport bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: sieben WM-Titel, Olympia-Gold in Weymouth und Silber in Rio – allesamt im 470er. Mit Will Ryan strebt er nun in Richtung Rio 2020. Und auf dem Weg dorthin ist für den Superstar, der mit der Hamburgerin Friederike Ziegelmayer verheiratet ist, Kiel ein wichtiger Prüfstein. Drei Kieler-Woche-Siege hat Belcher bereits in seiner Vita stehen.

Das größte Feld bei den Olympia-Klassen bieten die Laser Männer. 150 Steuerleute haben gemeldet, und Philipp Buhl (Kiel) wird auf seinem Heimatrevier seinen frischen zweiten Platz vom World-Cup-Finale in Santander/Spanien bestätigen wollen.

Mit knapp 80 Meldungen sind auch die Laser Frauen quantitativ stark vertreten, und auch an Qualität mangelt es durch die Anwesenheit der Dänin Anne-Marie Rindom nicht. Sie gewann 2016 die Bronzemedaille in Rio.

Olympischen Bronzeglanz gibt es auch im Nacra 17. Der von Mixed-Team gesegelte Kat wird vor Kiel noch auf den bisher üblichen C-Foils gesegelt, in den kommenden Wochen soll dann die Umrüstung auf die neuen Z-Foils erfolgen, die die Boote zum Fliegen bringen. Mit Thomas Zajac (Österreich) ist der Dritte von den Spielen im vergangenen Jahr ganz oben in der Favoritenliste. Allerdings hat er mit Barbara Matz eine neue Vorschoterin an Bord. Von den deutschen Teams werden vor allem die international erfahrenen Jan Hauke Erichsen/Ann-Kristin Wedemeyer (Flensburg) in vorderer Linie erwartet.

Bei den Para World Sailing Championships ist die Elite der vergangenen Paralympics am Start. Damien Seguin (Frankreich), der Gold-Gewinner von Rio, wird sich im 2.4mR mit dem Silber-Medallisten Matthew Bugg (Australien), dem Rio-Vierten Dee Smith (USA) und dem Lokalmatadoren und Sydney-Goldmedaillengewinner Heiko Kröger messen müssen. Und auch der Kanadier Jackie Gay, in Rio als Zweiter noch im Skud18 erfolgreich, ist nun auf das Einmann-Kielboot gewechselt.

Für ein ganz neues Bild vor Kiel sorgen die Hansa 303. Die kleine Jolle ist in Deutschland zwar weitgehend unbekannt, aber weltweit stark verbreitet. Das Ballastschwert macht sie sehr kentersicher und ist daher für Menschen mit Behinderung gut geeignet. In der Hansa 303 wird in der weiblichen und männlichen Klasse gesegelt. Als einziger Deutscher ist Jens Kroker am Start. Er gewann 2008 Paralympics-Gold und 2012 Silber im Sonar und wird nun sehen, welche Qualität in der frisch gewählten Para-Klasse segelt.

Der erste Start der olympischen Klassen ist für 12 Uhr angesetzt, die Para World Sailing Championships beginnen eine Stunde später. Am Donnerstag steigen noch die 420er, J/70, J/80 und Melges 24 ins Geschehen ein.

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