Breehorn

„Das sind Freunde und gute Bekannte“, nennt Lars van den Berg seine Kunden. Der sympathische Niederländer führt die Breehorn-Werft in zweiter Generation und erzählt mit Stolz in der Stimme, dass viele Eigner ihre Schiffe nicht nur für das Winterlager zu ihm bringen, sondern auch, um kleine bis große Arbeiten durchführen zu lassen. „Wir kennen die Schiffe schließlich am besten und wissen genau, wo beispielsweise Kabelschächte laufen“, so van den Berg.

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Test: Breehorn 37

Die Breehorn 37 stellt etwas besonders dar, denn sie wird schon seit Jahrzehnten gebaut. Kann sie …

Die Geschichte der Werft reicht bis in das Jahr 1966 zurück. Im Nachbarstädtchen Elahuizen gründet van den Bergs Vater eine Werft für kleine Boote. Direkt vor den Toren der Werft beginnt das Heeger Meer, und die Friesische Seenplatte bietet sich für kleine wendige Jollen und längere Touren gerade zu an. In den ersten Jahren entstehen aus Holz zahlreiche BM-Jollen, bevor die Werft 1968 erste Erfahrungen mit Booten aus GFK sammelt. Die Jollen des Typs Flytour besitzen einen Rumpf aus Kunststoff, aber noch ein Deck aus Holz. Während die Niederlande in den 1970ern zu einem der beliebtesten Wassersportreviere Europas aufsteigen, verlässt mit der Skarl-Jolle die erste Eigenentwicklung die Werft.
Ihren Wurzeln blieb die Werft bis heute treu.

Seit 1979 fertigte die Werft knapp 4.000 Polyvalken, eine der bekanntesten und beliebtesten niederländischen Tourenjollen. „Wir bauen die Rümpfe, die anschließend bei Ottenhome Heeg ausgerüstet werden“, erklärt van den Berg die hohe Stückzahl. In einem Jahr laminierten sie die Rümpfe von 212 Polyvalken. Dass die vielen gaffelgetakelten Jollen, die über Frieslands Kanäle segeln, zu großen Teilen bei Breehorn gebaut wurden, weiß kaum jemand.

 

Nachdem Lars van den Berg 1993 in die Werft seines Vaters eintrat, entwickelte er zusammen mit dem Konstrukteur Koos de Ridder einen 6,50 Meter langen Kajütkreuzer: die Fox 22. Im April feierte die Werft Rumpf Nummer 200 des beliebten Bootes, das ebenfalls bei Ottenhome Heeg ausgebaut wird. Die Werft in Woudsend besetzt die Rolle im Hintergrund, die unbekannterweise das Bild auf Hollands Gewässern prägt.

Der Zufall wollte es, dass die van den Bergs zu Beginn der 1980er mit dem Bau von seegängigen Fahrtenschiffen begannen. Jene Schiffe, die der Werft ihren heutigen Namen gaben: Breehorn. Und das kam so: Im Sommer 1979 segeln die van den Bergs mit ihrer Maxi 95 nach Texel. Wie bei allen Wattenmeerinseln ist der Platz in den Häfen zu der Zeit knapp, aber heiß begehrt und die Schiffe liegen im Päckchen. Die Maxi liegt in jenem Sommer an einem knapp elf Meter langen Schiff längsseits. Die beiden Eigner kommen ins Gespräch, und Lars van den Bergs Vater findet gefallen an dem Schiff mit kurzen Aufbau und großem Arbeitsdeck auf dem Vorschiff. Der Eigner hatte sich das Schiff ein Jahr zuvor nach seinen Vorstellungen durch den bekannten niederländischen Konstrukteur Dick Koopmanns zeichnen lassen. Ein seegängiges, aber elegantes Fahrtenschiff für längere Touren sollte es werden. Koopmanns Königsdisziplin. Den Rumpf zeichnete er ohne Anlehnung an die damals vorherrschende IOR-Formel, sodass die Linien bis heute zeitlos und klassisch anmuten. Das Ergebnis war die Breehorn 37. Lars’ Vater zeigt sich so begeistert, dass er für sich und seine Familie solch ein Schiff haben möchte. Der Eigner bietet ihm an, die Mallen zu mieten, um sich das Schiff selbst zu bauen. Die Werft hatte bereits seit mehr als zehn Jahren Erfahrung mit GFK und Lars’ Vater traut sich durchaus zu, ein 37 Fuß-Schiff zu bauen. Doch der Mietpreis war zu hoch, erinnert sich Lars van den Berg heute. „Zwei Jahre später standen die Mallen zum Verkauf und mein Vater schlug zu!“, erzählt er die Geschichte weiter. Die kleine Werft, die sich einen Namen durch den Bau von Jollen erworben hatte, beginnt plötzlich mit dem Bau eines 37 Fuß-Schiffes. Anscheinend die richtige Entscheidung, denn die ersten Baunummern werden sofort verkauft. Erst 1983 bekommt die Familie mit Baunummer 7 ihr eigenes Schiff.

(Bild: Kai Köckeritz)

 

Mit 126 gebauten Schiffen bleibt die Breehorn 37 auch 35 Jahre später unter Seglern sehr begehrt. Seitdem hat sich die 37er nur geringfügig verändert. Ab Baunummer 10 bekam sie einen etwas höheren Aufbau. Die restlichen Änderungen sind der Entwicklung im Bootsbau geschuldet. Ausfahrbare Bugstrahlruder anstatt eines Tunnels oder überarbeitete Kästen für die Gasflaschen. 2016 kommen zwei neue 37er hinzu und auf dem Gebrauchtbootmarkt gehören die Schiffe zu den wertstabilsten Fahrtenyachten. Nebenbei vermittelt die Werft gebrauchte Breehorns. Interessierte Käufer können so sicher sein, dass an ihrem potenziellen Schiff alles in Ordnung ist – auch wenn es bereits 20 Jahre alt ist. „Einige Kunden kommen auch zu uns, um sich eine gebrauchte Yacht anzusehen, entscheiden sich dann aber für eine neue“, sagt van den Berg. Da die Werft die Produktion bewusst klein hält und keine große Serienfertigung anstrebt, kann jeder Kunde seine eigenen Wünsche einfließen lassen. Gerade der Innenausbau kann sehr individuell angepasst werden. Neudeutsch nennt sich das Semi-Custom-Bauweise. Wer möchte, kann sich seine Breehorn selbst aus Aluminium bauen lassen. „Ich versuche, die Menschen mit Schiffen glücklich zu machen und nicht, um mit ihnen viel Geld zu verdienen“, erklärt van den Berg seine Philosophie, die ihn auch veranlasst, einige Lagen mehr zu laminieren. Bei Breehorn wird nicht so sehr auf ein möglichst geringes Gewicht geachtet. So besteht der Rumpf aus einem dicken Volllaminat und das Deck aus einem bis 35 Millimeter starken Sandwich mit Teakbelag. Die Schiffe seien für längere Törns gebaut und gerade in der Nacht möchte die Freiwache schlafen, ohne Sorge um das Schiff zu haben, fährt er fort.

 

1997 wird es für die Werft, die noch immer auf dem ursprünglichen Gelände in Elahuizen steht, zu klein. Der ganze Betrieb siedelt in ein Industriegebiet bei Woudsend um. Der gewonnene Platz lässt zu, auch größere Schiffe zu entwickeln. So wird 1999 das gleiche Designbüro beauftragt, das 20 Jahre zuvor bereits die 37er entworfen hatte, ein 44 Fuß-Schiff zu entwickeln. Koopmanns blieb beim Entwurf der Breehorn 44 den Linien der 37er treu. 2003 entwickelt die Werft die Breehorn 41 – erstmals zusammen mit dem Designteam Simonis Voogd aus Enkhuizen, das 2008 schließlich auch die 48 entwirft. Beide Schiffe sind eng an die Entwürfe Koopmanns angelehnt. Zusammen mit der Breehorn 41 erfüllt sich Lars 2005 seinen persönlichen Traum. Er verkauft die Werft – natürlich innerhalb der Familie – und segelt auf der eigenen Breehorn 41 und seiner Familie Atlantik rund.

Die Wirtschaftskrise gegen Ende des Jahrzehnts trifft die kleine Werft hart. Obwohl der Betrieb kämpft, muss er 2011 Insolvenz anmelden. Die Werft steht vor dem Aus. Lars van den Berg muss nicht lange überlegen. Er kauft die Werft zurück, der Insolvenzantrag wird zurückgezogen. Er baut die Werft etwas um und schafft es, alle begonnenen Schiffe fertigzustellen. Seit 2013 füllen sich die Auftragsbücher wieder. Mit einer Kernmannschaft von zwölf Mitarbeitern erwirtschaftet die Werft wieder Gewinne und kann den eigenen hohen Qualitätsanspruch halten, sodass auch weiterhin mitten in Friesland Schiffe für Fahrtensegler und längere Touren entstehen.