Dieselalgen oder -bakterien sind synonym verwendete Begriffe zur Dieselpest. Gemeint ist immer das Gleiche. Der Befall des Motors, genauer des Tanks sowie der Zu- und Ablaufsysteme, durch Mikroorganismen wie Schimmelpilze, Bakterien (beispielsweise Cyanobakterien) oder auch Hefen. Sie ernähren sich von Kohlenwasserstoffen, leben und sterben im Antriebssystem und hinterlassen dabei zwangsläufig Stoffwechselprodukte und Zellteile, die sich zunächst als zähflüssiger Bioschlamm im Tank festsetzen. Von dort angesogen, finden die biologischen Abbausttoffe ihren Weg Richtung Motor und verstopfen dabei die Treibstoffleitungen und Filter, sodass die Brennstoffzufuhr verringert und letztlich unterbrochen werden kann – mit folgenschweren Störungen im Dieselantrieb. Denn so wie am Ende einer Arterienverkalkung wahrscheinlich der Infarkt steht, gibt der Motor bei fortgeschrittener Dieselpest seinen Dienst auf.
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Mikroorganismen benötigen zum Überleben und ihrer Vermehrung Wasser und Nährstoffe. Beides bieten Brenn- und Kraftstoffe als organische Substanzen, denn Diesel darf nach der aktuellen DIN EN 590 laut Spezifikation 200 Milligramm Wasser pro Kilogramm Kraftstoff enthalten. Da es nicht im Kraftstoff gelöst ist und als Emulsion vorliegt, setzt es sich mit der Zeit nach unten zum Tankboden hin ab und bietet den Mikroorganismen neben dem Diesel den zweiten wichtigen Baustein zu Wachstum und Vermehrung. Weiteres Wasser kommt durch Kondensation im Tank zustande. Temperaturschwankungen sorgen gerade bei Nirostahl-Tanks für einen Taupunkt an den Wänden des nur selten vollen Tanks, wodurch hier feuchte Luft zu Wasser kondensiert. Ohnehin ist die Temperatur das dritte wichtige Wachstumskriterium, aber die hochspezialisierten Kleinstlebewesen sind auch diesbezüglich relativ anspruchslos: Erst unter minus 18 Grad Celsius wird das Keimwachstum unterbunden, und es gibt sogenannte thermophile Keime, die sich noch bei über 100 Grad vermehren. Beide Extremtemperaturen werden im Tank nie erreicht. Vielmehr herrscht hier durch die nahe Lage am Motor und Rückläufe überschüssigen Diesels ein mediterranes Wohlfühlklima, das sich ideal zur Vermehrung eignet.
“Gar nicht zu handeln, gleicht einem Roulette, denn die Gefahr nimmt zu.”
Die Folgen sind vielfältig, der Prozess oft schleichend. Zunächst setzt sich der zähflüssige Bioschlamm am Tankboden ab, da der Ansaugstutzen meist etwas oberhalb ansetzt. Kleine Partikel der Bodensedimente werden angesogen und setzen die Dieselfilter oder Zulaufleitungen zum Motor allmählich zu, erklärt Frank Abraham von Volvo Penta: „Sie verharzen und der Motor verfügt über eine nur noch reduzierte Leistung im erhöhten Drehzahlbereich. Das meint ergo mehr Verbrauch bei weniger Leistung.“ Auch Aussetzer oder ein unrunder Lauf durch eine unzureichende Dieselzufuhr treten auf. Aber diese Vowarnungen müssen nicht zwangsläufig vorkommen. Schon wenn ein Pfropfen, kleiner als ein Centstück angesaugt wird, gibt der Motor plötzlich seinen Geist auf.
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Eine Garantie für einen schleichenden Verlauf gibt es so nicht und es sind auch nicht nur die filterverstopfenden Mikrobenrückstände, die den Motorbetrieb beeinträchtigen. Die mikrobakterielle Zerstörung hat Qualitätsverluste in der Schmierfähigkeit des Diesels zur Folge. Die Stoffwechselprodukte der Organismen greifen das Material von Filterelementen und Rohren an. Die anaerobe, bakterielle Korrosion infolge des Verlusts einer Schutzschicht ist bekannt, beispielsweise an Eisenrohren, Tanks oder in Senken von Dieseleinspritzanlagen. Ein Effekt, der durch den Diesel-Mix weitgehend unterbunden werden soll – auftretende Korrosionen an Schweißnähten in Nirotanks belegen anderes.
„Von Korrosion und Ablagerungen an der Einspritzanlage sind insbesondere moderne Common-Rail-Systeme betroffen. Die Hochdruckpumpen reagieren besonders empfindlich auf Oberflächenveränderungen der sich reibenden Flächen wie Zylinder und Pumpenkolben.“ Verändert sich hier die Oberfläche durch Ablagerungen oder Korrosion, wird die Schmierung beeinträchtigt, und das typische Resultat ist das sogenannte ‚Fressen‘ – Zylinderlaufflächen und Kolben zerstören sich gegenseitig. Die Erneuerung der Hochdruckpumpe ist enorm kostenintensiv, aber Common-Rail-Motoren mit diesen Einspritzsystemen sind auf Yachten bislang eher selten. Die meisten Bootsmotoren werden noch über Verteiler-/ Reiheneinspritzpumpen mit mechanischen Einspritzdüsen befeuert, die weniger empfindlich auf Korrosion und Ablagerungen reagieren, erklärt Abraham: „Aber ein vorzeitiger Verschleiß, verbunden zunächst mit Leistungsverlust und Veränderungen in der Laufkultur, findet auch hier statt.“
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Einen Rundumschutz gegen Dieselpest gibt es nicht. Sehr wohl aber Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit befallen zu werden, deutlich reduzieren. Neben überlegtem Tanken und regelmäßigen Inspektionen ist da vor allem die Verwendung von Additiven zu nennen. Gar nicht zu handeln, gleicht einem Roulette, denn die Gefahr von Bakterienbefall nimmt zu. Präventionsmaßnahmen kommen Eigner am Ende aber immer günstiger als die eingangs beschriebene Komplettsanierung.
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